Economic Action and Social Structure: The Problem of Embeddedness
Mark Granovetter, 1985
Mark Granovetter erweitert in diesem Paper die klassische und neuklassische Theorie um die Dimension der Einbettung sozialer Einflussfaktoren auf wirtschaftliches Handeln. Dabei betrachtet Granovetter die unterschiedliche innerunternehmerische Einbettung durch Hierarchien gegenüber der Einbettung sozialer Verbindungen in makroökonimscher Sicht im Umgang mit anderen Unternehmen.
Die Grundidee ist, dass nicht bloß wirtschaftliche Erfolgskennzahlen das, sonst rein rational angenommene, wirtschaftliche Handeln beeinflussen, sondern in gleichem Maße persönliche und soziale Bedürfnisse eine Rolle dabei spielen, wie positiv sich wirtschaftliche und politische Entscheidungen entwickeln.
Dieser Gedanke kann auf die öffentliche, wie unternehmerische Akzeptanz von politischen Maßnahmen im Wohlfahrtstaat und der Freigiebigkeit von öffentlichen Mitteln für Bedürftige erweitert werden. Des Weiteren gestaltet sich der Reputationsfaktor von Firmenaktivitäten als gerade tagesaktuelles wirtschaftssoziologisches Forschungsgebiet in Hinsicht auf Maßnahmen durch die aktuelle SARS-CoV-2 Pandemie und deren langfristigen Auswirkungen auf Unternehmen und Gesellschaft. “The reputation of a firm for fairness is also a business asset not to be dissipated.” (Granovetter, S.495)
Mit Rücksicht auf die, in den medialen Hintergrund gerückten, Flüchtlingsströme aus der Türkei, wirft Granovetters Embeddedness-Theorie auch die Frage auf, wie rational die öffentliche Wahrnehmung der staatlichen Hilfsmittel für Immigranten in Anbetracht des gleichzeitig importierten Humankapitals ist. 
Giving Social Ties, Reciprocity in Modern Society
Frank Adloff & Steffen Mau
Inwiefern soziales und gesellschaftliches Handeln und die gegenseitige Erwiderung von Handlungen sich grundlegend nach moralischen, teilweise institutionalisierten Normen oder nach eigennützigen Motivationen richtet, wird in Adloff und Mau‘s Artikel „Giving Social Ties, Reciprocity in Modern Society“ (Adloff 2006) einleitend behandelt. Im Anschluss wird diese Theorie um die Perspektive des „gifts“ nach Marcel Mauss erweitert, mit welcher ein Schnittpunkt der vorhergehenden Theorien untersucht wird. Dieses selbstlose Schenken kann eine gegenseitige Schuld schaffen, welche wiederum zur Reziprozität als Verhaltensnorm für Beziehungen beiträgt, welche im Rückschluss ein gegenseitiges Vertrauen auf ebenjene Reziprozität verlangen. Die Reziprozität erstreckt sich im Begriff von Adloff und Mau bis zum Staat, wo sie in Hinblick auf die Wohlfahrt von Bedeutung ist.
Das Vertrauen auf Gegenleistungen zwischen Bedürftigen und Sozialstaat und die Akzeptanz der Umverteilung im Wohlfahrtsstaat, stellt einen Aspekt der, welcher auch beispielsweise in die Fragestellung um die öffentliche Akzeptanz von Migranten als Humankapital eingebettet werden kann, wo unterschiedliche kulturelle und soziale Weltbilder in der Sphäre der Solidarität konfligieren kann.
Adloff, F., & Mau, S. (2006). Giving Social Ties, Reciprocity in Modern Society. European Journal of Sociology, 47(1), 93-123
Bridging Social Capital
and Notes on the Social Determinants of Economic Action.
E. Villalonga-Olives, I. Kawachi & 
Alejandro Portes, Julia Sensenbrenner

​​​​​​​Das Potential, Individuen und differenzierte Gesellschaftsgruppen zu verbinden, ist das Hauptaugenmerk von Villalongo-Olives und Kiwachi’s Forschung zu „social capital bonding“ und „bridging“.[1] „Solidary communities“[2], wie Chinatowns in US-Großstädten, mit hohen Anteil an wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmungen sind ein Beispiel für die Synergieeffekte, die durch solche Verbindung und Überbrückung von Sozialkapital wirken. Gleichzeitig können auch Nachteile durch individuelle Forderungen aus den Gruppierungen entstehen und Einschränkungen zum Markt für nichtinklusive Individuen gelten, argumentieren Portes und Sensenbrenner.[3]
Eine Studie in diesem Zusammenhang zum Bewusstsein der österreichischen Bevölkerung zu den Potentialen und den Gefahren des mitimportierten Sozialkapitals von Immigranten könnte aufschlussreich für die Einwanderungspolitik der Nationalregierung, wenn nicht sogar auf EU-Ebene bieten, die momentan fehlschlägt, eine einheitliche Linie zu finden und zu kommunizieren.
[1] E. Villalonga-Olives and I. Kawachi, ‘The Measurement of Bridging Social Capital in Population Health Research’, Health & Place, 36 (2015), 47–56.
[2] Alejandro Portes and Julia Sensenbrenner, ‘Embeddedness and Immigration: Notes on the Social Determinants of Economic Action’, Johns Hopkins Unversity, 98.6 (1993), 1320–50.
[3] Portes and Sensenbrenner, S.1338-1341.

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